Mitarbeiterbeurteilung — Ich glaube niemand von uns kann sich dabei vollkommen frei von Beurteilungsfehlern machen. Sie entstehen immer dann, wenn subjektive Faktoren die objektive Wahrnehmung von Dingen, im diesem Fall Mitarbeitern, beeinflussen. Dies geschieht absichtlich und/oder bewusst, aber eben auch oft wirklich vollkommen unbewusst.
Grade als Führungskraft ist es wichtig, sich eben dieser „Fehler“ bewusst zu sein und daran zu arbeiten, sie möglichst zu vermeiden, um eine wirklich faire und sachliche Beurteilung der Mitarbeiter zu gewährleisten.
Fehler in der Mitarbeiter Beurteilung haben ihren Ursprung meistens nicht allein durch eine Fehleinschätzung der Führungskraft, sondern resultieren oft aus einem Mix von allgemeinem Betriebsklima, der Erfahrung im Beurteilen, einem Verhalten der Mitarbeiter (was vielleicht in Anwesenheit einer Führungskraft nicht immer genau so ist, wie im Alltag).
Und wenn ihr euch gleich bei dem ein- oder anderen Fehler ertappt, den ihr selbst mal gemacht habt: Keine Sorge, ich habe zum Beispiel auch schonmal eine Bewertung einer Klausur an einen anderen Dozenten abgegeben, weil ich durch diverse negative Vorfälle nicht objektiv hätte bewerten können – wichtig ist nur, dass man sich darüber im Klaren ist und dann eben ggf. auch mal eine Zweitmeinung einholt, statt seine subjektive Meinung als Gesetz anzusehen.
Genug der Einleitung! 😉 Was sind denn nun die Beurteilungsfehler, die leider oft gemacht werden?
Halo-Effekt, auch Überstrahlungseffekt genannt
Diesen Effekt kennt jeder von uns, der mal in der Schule war. 😉 Der nervige Streber in der ersten Reihe, der in Philosophie nie Ruhe geben konnte und deshalb beim (gleichen Lehrer) automatisch in Bio gut war, auch wenn du dir die ganze Stunde dachtest „Was zum Geier redet der für einen Blödsinn“. Der Beurteiler schließt von einem Merkmal, positiv wie negativ, auf andere Kriterien.
Egozentriefehler
„Warum braucht der Egon denn so lange dafür, ich schaffe das doch auch in 10 Minuten“ Schade nur, dass der Egon erst seit 2 Tagen im Betrieb ist und du selbst 20 Jahre 😉 Der Beurteiler nimmt sich selbst als Maßstab, ohne die Berufserfahrung oder Ausbildung des Gegenübers zu berücksichtigen.
Projektionsfehler
Hier werden die Stärken und/oder Schwächen des Beurteilers auf den Beurteilten übertragen.
Selektionsfehler, bzw. Stereotypenfehler/ Vorurteile
Vorurteile sind so weit verbreitet, wie die Eigenschaften von Menschen selbst. Und fast jeder von uns hat welche, wenn er mal ganz ehrlich zu sich selbst ist.
Schwierig wird es immer dann, wenn wir sie so präsent haben, dass wir sie auf unsere Beurteilung anwenden und sie unsere Bewertung somit beeinflussen und verfälschen. Wir kategorisieren hier Menschen aufgrund von Erfahrungen, oder Erwartungen und geben leider oft kaum eine Chance uns eines Besseren belehren zu lassen.
Ideologiefehler/ Sympathie
Das geht natürlich auch mit „positiven Vorurteilen“ und wir würden hier Menschen mit der gleichen Einstellung oder Gesinnung bevorzugen. Einfach weil wir sie mögen, nicht unbedingt weil sie wirklich besser in etwas sind.
Kleber-Effekt, auch Übernahme-Fehler genannt
„Ach das hat der doch schon letztes Mal nicht hinbekommen, da brauchen wir gar nicht gucken“ oder aber auch „Ach das? Ne das kann der richtig gut, da muss ich nicht schauen“. Frühere Beurteilungen haften der Person an, positiv wie negativ. Veränderungen, egal in welche Richtung werden nicht berücksichtigt.
Tendenzfehler
- Tendenz zur Strenge: Ich bewerte zu streng, neige dazu die Dinge eher negativ zu sehen.
- Tendenz zur Milde: Ich bewerte ausschließlich (zu) gut. Immerhin mögen mich dann alle.
- Tendenz zur Strenge: Ich bewerte zu streng, neige dazu die Dinge eher negativ zu sehen.
Primacy-Effekt – Fehler des ersten Eindrucks
There’s never a second chance to make a first impression. Und diesen ersten Eindruck lege ich für alle weiteren Beurteilungen als Maßstab an. Egal ob gut, oder schlecht.
Recency-Effekt – Fehler des letzten Eindrucks
Mein persönlicher Favorit, einfach nur weil man ihn auch Nikolaus-Effekt nennt – und jeder mag den Nikolaus 😉 Und was machen wir, damit der Nikolaus uns auch mag und uns ordentlich die Stiefel vollmacht? Richtig, wir benehmen uns so ab Mitte November nochmal RIIIIIICCCHHHTIG gut. Weil, egal was wir das Jahr über angestellt haben – der letzte Eindruck ist der Entscheidende.